Crypto-Mining: Die goldenen Zeiten sind vorbei. Oder doch nicht?

Nach dem großen Hype um passives Einkommen mit Crypto-Mining war klar, dass die Blase irgendwann platzt. Das vorläufige Ende kam dann aber doch noch schneller als erwartet. Schon nach den ersten vier Wochen hatte sich die Rentabilität meiner Bergwerksoperation halbiert, und danach ging es zügig weiter bergab. Zwischenzeitlich war der tägliche Rohertrag (Verdienst abzüglich Stromkosten) auf unter 40 Cent abgesackt, das kann man sich dann selbst als Hobbyprojekt nicht mehr schönrechnen. Schließlich wird der Mining-Computer durch das Rund-um-Die-Uhr-Schürfen nicht unerheblich belastet, und was nützen mir am Ende des Monats 10 Euro Verdienst, wenn das Netzteil dafür abraucht.

Hauptgrund für den schnellen Niedergang war der Absturz von Ethereum, denn das ist die Kryptowährung, um die es beim Mining geht (direktes Bitcoin Mining ist schon lange nicht mehr profitabel in Deutschland zu betreiben). Ethereum war von 350 Euro Mitte Juni innerhalb von vier Wochen auf unter 150 Euro abgestürzt. Und dieser Crash schlug sich direkt auf die Rendite von Ethereum Mining nieder. Dazu kommt, dass das Angebot an Mining-Kapazität sich stetig erweitert hat, weil jeder auf einmal damit anfing, Coins zu schürfen. Und gleichzeitig die difficulty, also die Schwierigkeit, neue Coins zu errechnen, weiter angestiegen ist, was bedeutet dass man mit der gleichen Rechenleistung weniger Coins errechnen kann.

Bitte warten

Eigentlich wollte ich unter diesen Bedingungen die Reissleine ziehen und das Mining einstellen. Aber ganz so abrupt machte das keinen Sinn: Beim Anbieter Nicehash, über den ich das Mining abgewickelt habe, wird erst ab einer Mindestsumme von 0,01 Bitcoins ausgezahlt, und die hatte ich noch nicht ganz erreicht (Bei Nicehash schürft man zwar Ethereum, wird aber in Bitcoins bezahlt). Dazu kamen noch Urlaub und andere Verzögerungen, so dass ich erst einige Wochen später mein Nicehash-Guthaben ausgezahlt bekommen habe. Und siehe da: Der Bitcoin-Kurs hatte sich in der Zwischenzeit nicht nur erholt sondern neue Rekordstände erreicht, und mein 0,01 Bitcoin war auf einmal fast doppelt soviel wert wie gedacht, und das Mining im Nachhinein dann doch etwas profitabler als gedacht.ETH Kurs

Weiter gehts

Auch Ethereum hat sich wieder deutlich erholt. Bei den momentanen Kursständen von Ethereum ist es wieder halbwegs vertretbar, den Rechner laufen zu lassen. Mit meiner nVidia GTX 1060 Grafikkarte kommen zu derzeitigen Konditionen rund 50 Euro im Monat rein (wenn der Rechner denn rund um die Uhr läuft). Davon gehen dann allerdings rund 19 EUR Stromkosten ab. Reich wird man damit nicht, aber wer weiss, ob sich die Kurse nicht noch mal weiter nach oben entwickeln.

Kosten runter

Um die Kosten zu minimieren habe ich an meinem Setup etwas geschraubt: Ich mine nicht mehr über Nicehash (wo ich meine Rechenleistung quasi vermietet habe), sondern direkt in einem sogenannten Mining Pool. Mining Pools sind virtuelle Zusammenschlüsse von Minern, da man als einzelner Miner kaum noch Chancen hat, rentabel zu schürfen. Ich habe mich für Nanopool entschieden, es gibt aber auch zahlreiche andere Anbieter. Die Gebühren sind etwas geringer als bei Nicehash, technisch ist das aber nur minimal komplizierter: Auf der Pool-Seite die Mining Software runterladen, eine Konfigurationsdatei mit seiner Ethereum-Adresse generieren und das Programm starten. Bezahlt wird hier direkt mit Ethereum und nicht in Bitcoins, d.h. man braucht auch eine eigene Ethereum-Geldbörse um die Ethers einzusammeln. Einziger Haken: Die Auszahlungsschwelle liegt bei Nanopool noch höher als bei Nicehash (nämlich bei 0,2 ETH), so dass ich hier maximal einmal im Monat meine erschürften Coins ausgezahlt bekomme.

Krake rein

Aus der Erfahrung mit der ersten Auszahlung, bei der durch das Hin- und Her zwischen Währungen, Geldbörsen und Konten viele Gebühren fällig wurden, spare ich mir diesmal eine eigene Wallet auf meinem Rechner und lasse mir das Ethereum direkt auf mein Kraken-Konto auszahlen. Kraken? War da nicht was? Ja, genau, die hatte ich zu Beginn wegen ihrer übergriffigen Legitimierungsanforderungen aussortiert und mich für Konkurrent Coinbase entschieden. Ein freundlicher Kraken-Mitarbeiter hat mich aber hier im Blog darauf hingewiesen, dass für das was ich vorhabe (Cryptocoins in Euro tauschen und auszahlen) dieser Legitimierungsschritt gar nicht erforderlich ist. Und mir das Testen von Kraken mit ein paar Credits schmackhaft gemacht, die ich gegen anfallende Gebühren verrechnen kann. Und da ja jeder Blogger käuflich ist, konnte ich da nicht nein sagen.

Die erste Transaktion über Kraken lief reibungslos, auch wenn das Webinterface einen eher rustikalen Retro-Charme hat und man von responsive design eher noch nicht gehört hat. Verlockend bei Kraken (wie auch bei Coinbase) ist, dass man hier nicht nur seine Cryptocoins horten oder in Euros eintauschen kann, sondern per Klick alle möglichen Kryptowährungen kaufen und verkaufen kann. Das ganze ist also nur auf den ersten Blick eine Bank, auf den zweiten eher ein großes Spielkasino.

Ab ins Kasino

Bisher war meine Devise, dass ich im Mining- und nicht im Spekulationsgeschäft bin. Daher habe ich reinkommende Coins auch immer möglichst direkt in Euros umgewandelt. Zuletzt ist der Verdienst aber, wie oben geschildert, eher nicht durch das Mining zustande gekommen, sondern durch die erzwungene Spekulation, meine Coins ein paar Wochen liegenzulassen und sie im Wert fast verdoppeln zu sehen. Das macht natürlich hungrig. Und da das ganze im Moment eh für mich eher auf Spielgeldniveau ist, hab ich meine Bitcoins zwar gestern zum Höchstkurs verkauft, aber die Euros erstmal bei Kraken liegenlassen um gegebenenfalls wieder einzusteigen, wenn der Kurs mal wieder einbricht.

Denn wenn selbst beim Finanzwesir, ein wenig late to the crypto-party, das Investieren in Bitcoin & Co neuerdings propagiert wird, muss ja was dran sein. Oder wir haben den Höhepunkt der Blase erreicht 🙂

7 Gedanken zu „Crypto-Mining: Die goldenen Zeiten sind vorbei. Oder doch nicht?“

  1. Wieso wechselst du deine Erträge in Euro und wartest nicht die künftige Wertentwicklungen der Währungen ab? BTC 10.000 und ETH 1.000 in den nächsten Jahren ist nicht unwahrscheinlich…

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    • Weil ich, wie ich oben schrieb, im Moment im Mining-Geschäft bin und nicht im Spekulationsgeschäft. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn ich wirklich glaube, dass Bitcoin in einem Jahr bei 10.000 steht, würde ich jetzt nicht mühsam ein paar Micro-Bitcoins minen, sondern gleich direkt mit ein paar hundert oder tausend Euros investieren. Ich glaube zwar durchaus, dass sich Kryptowährungen so entwickeln können, aber ähnlich wahrscheinlich ist ein Rückgang auf 0, weil z.B. Ethereum oder Ripple Bitcoin den Rang abläuft. Was weiss ich schon…

      Aber, wie schon im Artikel erwähnt, ich spiele mittlerweile mit dem Gedanken, etwas herumzuspekulieren, weniger als Geldanlage sondern eher als Casino-Ersatz.

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    • Nach dem Einbruch der Kryptowährungen habe ich das Mining erstmal wieder pausiert. Bei Bitcoin unter 7000 Euro und Ethereum deutlich unter 800 Euro ist das Mining nicht mehr lukrativ genug. Mittlerweile haben sich die Kurse ja wieder deutlich erholt, aber ich bin noch nicht wieder eingestiegen. Das schöne an meinem Setup ist, dass man sich auf die lukrativen Phasen konzentrieren kann und nicht auf Teufel komm raus 24×7 minen muss, ich habe ja kein spezielles Mining-Equipment abzubezahlen sondern nutze meinen regulären PC. Und den werfe ich nur an, wenn wenigstens ein paar Euro am Tag dabei rauskommen.

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