Das Lesen der Anderen: März 2016

das lesen der anderen 03 2016

Huch, schon wieder ein Monat um. Andere Finanzblogs waren in den letzten vier Wochen etwas fleißiger beim Schreiben, hier eine Auswahl lesenswerter Artikel:

Frugalist Oliver flickt sein Fahrrad.

Chris beschäftigt sich bei Finanziell Umdenken mit der Börsenweisheit, nur das zu kaufen was man auch versteht. Ganz so simpel ist es in der Praxis wie immer nicht, denn selbst bei bekannten Firmen wie Daimler oder Allianz ist längst nicht jedem klar, was für ein Geschäftsmodell er da eigentlich kauft.

Diese Börsenbegriffe sollten Sie kennen: Fibomocca, Feuilles Linie und Brushstix.

Den Finanzrocker gibt es ungefähr so lange wie den Teilzeitinvestor, also seit rund einem Jahr. Daniel hat aber von Beginn an deutlich mehr Energie und Professionalität in sein Blog gesteckt, was sich langsam aber sicher auszahlt. Weiterhin viel Erfolg!

Rente mit Dividende hat einen etwas unkonventionellen Buchtipp. 5 Sterne auch von mir!

Die Bundesregierung plant für 2018 umfangreiche Änderungen bei der Besteuerung von Investmentfonds, was auch Auswirkungen auf ETF haben wird. Das Gesetzgebungsverfahren läuft noch, daher ist es im Moment zu früh, die Folgen für die eigene Geldanlage abschätzen zu können.

Frauen sollten später heiraten – findet Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann. Und gleich noch eine neue Abkürzung gelernt: EMP steht für European Marriage Pattern.

Das Lesen der Anderen: Februar 2016

das lesen der anderen 2016-02

Der traditionelle Zug durch die Finanzblogs und was dabei in den letzten vier Wochen hängen geblieben ist:

Nachdem die Dividend Diplomats schon im Dezember einen herben Rückschlag mit der Dividendenkürzung von Kinder Morgan hinnehmen mussten, hat jetzt Bergbauriese BHP Billiton die Dividende um 74% gekürzt. Und damit die Finanzpläne der Dividendendiplomaten über einen Haufen geworfen. Oh, the pain…

Thomas Fricke fragt sich, warum bei jedem etwas größeren Kursrückgang Analysten sofort davon sprechen, dass das doch jetzt langsam übertrieben sei mit der Börsenpanik und fundamental gar nicht gerechtfertigt. Während beim Höhenflug des DAX bis 2015 kaum jemand eine Übertreibung sah, obwohl der rasante Anstieg genauso wenig mit den fundamentalen Wirtschaftsdaten in Einklang war.

Joachim Goldberg weist darauf hin, dass das Mantra des langfristig immer steigenden Aktienmarktes kein gottgegebenes Gesetz ist. Die Märkte haben bislang zwar noch jeden Crash überwunden, aber ob das in der Zukunft zwangsläufig immer so bleibt, sei keineswegs sicher. Schade eigentlich…

Mrs W. von What Life Could Be erklärt, warum das Konzept Work-Life-Balance Bullshit ist. Recht hat sie.

Frugalist Oliver erzählt von der Beziehung zu seiner Hausbank, die im zarten Alter von sieben Jahre begann und mit 18 ein abruptes Ende nahm, als man ihm einen teuren Altersvorsorgevertrag aufschwatzen wollte.

Das perfekte Market Timing

Bei der Achterbahnfahrt der Börsen in den letzten Wochen ist es umso verlockender, den perfekten Kauf- oder Verkaufszeitpunkt zu erwischen, um von den starken Schwankungen auch richtig zu profitieren. Natürlich weiss man als Kommer-gestählter Investor, dass Market Timing nicht dauerhaft erfolgreich funktioniert. Aber was soll ich sagen: Ich hab’s einfach raus.

Der perfekte Tag

Wenn es rückblickend in den letzten Wochen einen perfekten Kaufzeitpunkt gab, war das am 11. Februar. Die Märkte waren seit einiger Zeit im Rückwärtsgang, von der Spitze hatte der Dax schon gut 20% verloren. Am Donnerstag letzter Woche schien dann regelrechte Panik auszubrechen und jeder nur noch verkaufen zu wollen. Die Märkte brachen flächendeckend nochmal kräftig ein. Panik gab es aber natürlich nur bei den anderen Markteilnehmern. Ich hingegen wusste, dass das jetzt genau der Tiefpunkt ist, zu dem man einsteigen muss und habe eiskalt eine Kauforder für den Stoxx Europe 600 ETF gegeben, um von der Marktpanik zu profitieren.

Und siehe da: ich hatte recht. Schon einen Tag später schossen die Märkte wieder nach oben. Jeden Tag ging es weiter aufwärts, bis heute hat der Stoxx Europe 600 vom Tiefpunkt fast zehn Prozent gutgemacht. Keine schlechte Rendite für eine knappe Woche, soviel kann man mit ehrlicher Arbeit in so kurzer Zeit nicht verdienen.

Handeln wie ein Profi

Um das Maximum an Gewinn zu erzielen, hatte ich noch einen weiteren Profitrick angewendet: Der Kurs stand beim Setzen der Kauforder bei 30,50 EUR, mein Limit habe ich aber auf 30,20 gesetzt, um von den untertägigen Kapriolen eines Panikmarktes zu profitieren und das Tagestief abzufischen. Das ist eine narrensichere Methode, die immer funktioniert, um nochmal ein paar Promille Extrarendite einzufahren. Und auch diesmal brach der Kurs im Tagesverlauf noch weiter ein: Auf auf 30,33 EUR …

Also, im Prinzip alles richtig gemacht, praktisch alles falsch, denn die Knauserigkeit von 13 Cent beim Kurslimit hat mich um knapp 3 EUR Kursgewinn pro Stück gebracht, weil die Kauforder natürlich nicht durchgeführt wurde.

Für einen Langfristinvestor ist so ein Feilschen um ein paar Cent beim Kauf noch sinnfreier, denn auf Sicht von zehn Jahren macht es vermutlich keinen relevanten Unterschied, weil der Markt bis dahin insgesamt deutlich höher stehen sollte. Mal sehen, ob sich diese Erkenntnis bei mir irgendwann mal durchsetzt, oder doch weiterhin der Nervenkitzel überwiegt, bei Kauforders nochmal ein Extraschnäppchen machen zu wollen. Man lernt ja nie aus…

Das Lesen der Anderen: Januar

Die folgenden Artikel sind mir in den letzten vier Wochen in der Finanzblog-Szene aufgefallen:

Alexander von Rente-mit-Dividende spielt seit acht Jahren ein Computerspiel und erklärt, was das mit langfristiger Geldanlage zu tun hat. Und hat mich angefixt, meine Zeit auch mit OGame zu verschwenden.

Der Dividend Growth Investor überdenkt seine Anlagestrategie. Wichtiger als hohe Dividendenrendite ist ein stabiles Geschäftmodell, das auch in Krisenzeiten funktioniert.

Die Royal Bank of Scotland warnt ihre Kunden vor einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe und empfiehlt ihnen, jetzt alles zu verkaufen bevor der große Crash kommt. So zumindest berichtet der englische Daily Telegraph. Mit dem schönen Sprachbild „In a crowded hall, exit doors are small“ – also sehen, dass man als erster rauskommt, bevor alles zusammenbricht.

Alexandra hat für 2016 kein Sparziel sondern den Plan, ein Haus zu vermieten oder zu verkaufen. Und erzählt die sehr persönliche Geschichte die mit dem Haus zusammenhängt.

Christian Kirchner analysiert, was von den die Maßnahmen der chinesischen Politik zu halten ist, den Börsenabsturz in den Griff zu bekommen (Spoiler: nichts). Und stellt fest, dass die Börse kein Kindergeburtstag ist.

Im Herdentrieb Blog wird der These auf den Zahn gefühlt, dass man im Rahmen der Flüchtlingspolitik die Grenzen in Europa gar nicht abriegeln könne, weil das wirtschaftlich katastrophale Folgen habe. Diese These ist – wenig überraschend – nicht haltbar, weil sie durch keinerlei seriöse Studie gedeckt ist. Eine ehrliche, auf Fakten und nicht auf Ideologien beruhende Debatte scheint wie bei allem, was mit der Flüchtlingskrise zu tun hat, eher die Ausnahme zu sein.

David Bowie und die Finanzkrise

Mit David Bowie ist einer der ganz Großen von uns gegangen. Warum das auch in diesem Blog eine Erwähnung wert ist: Der Thin White Duke war nicht nur musikalisch stilprägend, sondern auch für die Finanzindustrie. Mit den sogenannten „Bowie Bonds“ hat er Ende der Neunziger die Rechte an seinen Songs zu Geld gemacht. Bowie bekam dadurch mit einem Schlag 55 Millionen Dollar, die Investoren in Bowie Bonds dafür auf die nächsten Jahre verteilt die Lizenzeinnahmen aus seiner Musik.

Lt. nicht ganz ernstzunehmender Interpretation hat Bowie mit seiner innovativen Finanzierung einen riesigen Stein ins Rollen gebracht: Erst der Erfolg der Bowie Bonds habe die Banken in den USA auf die Idee gebracht, denselben Mechanismus auf Immobilienkredite anzuwenden:

“So the banks started doing what Bowie had done – in a big way. For example, a bank loans out £100,000 for a mortgage, and does the same for 10,000 people. They’ve now lent £1billion and will be getting the cash back over the next 25 years. So the bank creates a piece of paper, a security, and says whoever owns it will have the income from the mortgages. It then sells the security – effectively the bundle of mortgages – for £1billion to perhaps a pension fund, which then has the mortgage income – and the bank has £1billion to lend out again.”

Das Platzen der dadurch erzeugten gigantischen Spekulationsblase führte schließlich zur großen Finanzkrise von 2008.

Weiter mit Musik…

 

Verspätetes Weihnachtsgeschenk von der Corealdirect

Corealdirect war vor einiger Zeit mal ein attraktiver Anbieter für Festgeld. Nach dem Verkauf der Bank ist das Neugeschäft eingestellt worden, und man bot den verbliebenen Kunden an, die laufenden Festgelder direkt auszuzahlen. Ich hatte im August schon spekuliert, dass da bestimmt noch attraktivere Angebote kommen, denn die Bank muss womöglich bis zu fünf weitere Jahre Personal und Infrastruktur bereithalten, bis alle angelegten Gelder regulär abgelaufen sind.

Und siehe da, kurz vor Jahresschluss gibt es ein Angebot, das man kaum ablehnen kann:

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Das Lesen der Anderen: Dezember

Zum Jahresabschluss noch einmal „Das Lesen der Anderen“ – eine Übersicht der spannendsten Beiträge aus der Finanzblogszene im Dezember:

Chris analysiert bei Finanziell Umdenken die Dividendenentwicklung des amerikanischen S&P 500 Index seit 1871.  Und kommt zu dem Ergebnis, dass die Dividendenzahlungen schon mal um bis zu 50% einbrechen können, selbst bei einem marktbreiten Index wie dem S&P 500.

Der Pipeline-Betreiber Kinder Morgan, einer der Lieblinge amerikanischer Dividendenblogger, hat überraschend seine Dividende um 75% gekürzt. Was die Dividend Diplomats kalt erwischt und ihre Finanzplanung über den Haufen geworfen hat. Artikel dieser Art werden wir vermutlich noch häufiger zu lesen bekommen, falls Dividendenwerte wie Shell, BHP Billiton oder Rio Tinto die Reißleine ziehen müssen aufgrund der anhaltenden Krise der Rohstoffpreise.

Der Privatier erzählt vom Krieg wie man in den Achziger Jahren Geld an der Börse angelegt hat: Mit gedruckten Kurslisten in der Zeitung, Aktienscharts auf Millimeterpapier und hosenträgertragenden Bankangestellten.

Christian Kirchner stellt fest, dass nicht der richtige Verkaufszeitpunkt das Problem ist, sondern der Wiedereinstieg. Kann ich alles genau so unterschreiben. Markttiming funktioniert nicht, auch wenn ich das selber gerne immer wieder ignoriere. Zumindest beschränke ich mein Markttiming aufs Kaufen, Gewinnmitnahmen mache ich aus den hier geschilderten Gründen in der Regel nicht.

In der brand eins schildert Henri Müller von seiner jahrzehntelangen Odysee durch die Untiefen der Altersvorsorge,  bei der er so ziemlich jeden Fehler gemacht hat den man machen kann.