Das Daytrading-Experiment

Daytrading ist so ziemlich das genaue Gegenteil der buy-and-hold Strategie, die hier im Blog immer postuliert wird: Der Daytrader spekuliert nicht auf Dividendenzahlungen oder langfristige Gewinne, sondern will vom minütlichen Auf und Ab der Kurse profitieren. Er kauft und verkauft den Tag über und stellt bis Börsenschluss alle Positionen wieder glatt, so dass es am nächsten Morgen wieder von vorne losgehen kann.

Was soll das?

Wie wir alle wissen, funktioniert Daytrading nicht. Statistische Untersuchungen belegen regelmäßig, dass über achzig Prozent aller Daytrader auf lange Sicht Verluste machen. Das erscheint auch logisch: Nach der Random Walk Theorie bewegen sich Aktienmärkte im Tagesverlauf absolut zufällig und können nicht vorhergesagt werden. Daraus folgt vereinfacht, dass ich mit mit jedem Trade (Kauf/Verkauf) eine fünfzigprozentige Wahrscheinlichkeit habe, Gewinn zu machen. Unterm Strich müssten Daytrader also bei einer schwarzen Null rauskommen, weil die Hälfte der Transaktionen einen Gewinn bringt, und die andere Hälfte Verluste verursacht.

Allerdings wären da noch die Kosten. Jeder Handel kostet Geld, und diese Transaktionskosten ziehen die Masse der Daytrader in den roten Bereich. Die Kosten sind sozusagen die Null auf dem Roulettetisch, die aus einer 50/50 Chance ein Spiel machen, bei dem langfristig immer nur die Bank gewinnt.

Alles Spieler?

Nach dieser Faktenlage muss es eigentlich verwundern, dass Daytrading so populär ist. Die Werbung in den Finanzmedien ist voll von Seminaranbietern und Onlinebrokern, die offensichtlich gut am Geschäft der Hobbytrader verdienen. Gibt es tatsächlich so viele Spieler, die bereitwillig ihr Geld an der Börse verzocken, ohne eine realistische Chance auf Profit zu haben? Und dann hört man doch immer mal wieder von Leuten, die mit Daytrading nicht nur keine Verluste machen, sondern angeblich sogar ihren Lebensunterhalt verdienen. Ist in der Praxis vielleicht doch möglich, was theoretisch eigentlich nicht funktionieren kann?

Just do it

Zum Glück gibt es eine einfache und risikolose Methode, dieser Frage auf den Grund zu gehen: Man probiert es einfach mal aus. Viele Online-Broker bieten Demokonten an, mit denen man unter echten Marktbedingungen – aber ohne echtes Geld – spekulieren kann. Man erhält eine bestimmte Summe Spielgeld und legt direkt los, und zwar mit denselben Tools und denselben Marktdaten, die auch reale Anleger verwenden.

Und genau das ist es, was ich jetzt mal ausprobieren werde.

Im schlimmsten Fall stelle ich fest, dass Daytrading tatsächlich nicht funktioniert und ich meine Zeit mit einer Art Onlinegame verschwendet habe, das aber zumindest kostenlos war. Im besten Fall habe ich eine fantastische neue Erlösquelle entdeckt und werde damit steinreich.

Und mit wem?

Für mein Spielgeld-Experiment habe ich den Online-Broker Plus500 ausgewählt. Da es erstmal nicht um echtes Geld geht, sind mir Dinge wie Einlagensicherung oder automatische Abgeltungssteuerverrechnung egal und es kommt nur darauf an, ein halbwegs komfortables Handelsssystem zu haben. Andere Anbieter mit kostenlosen Demokonten sind z.b. Flatex oder Onvista.

Das Konto ist mit ein paar Mausklicks (und einer gültigen e-Mail Adresse) angelegt, und schon hat man 20.000 EUR Spielgeld auf dem virtuellen Konto. Was ich damit mache und ob ich den Einsatz in kurzer Zeit vervielfache, werde ich hier im Blog berichten. Stay tuned!

9 Gedanken zu „Das Daytrading-Experiment“

  1. Richtig gute Idee so etwas mal auszuprobieren und die Ergebnisse zu Posten.
    Wirst du mit einer Strategie Traden so das man die Ergebnisse vergleichen kann oder wird das eher so sein neuer Trade neues glück?

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    • Ich hab mir ein paar simple Grundregeln überlegt, aber von Strategie zu sprechen wäre etwas vermessen. Das ganze soll schließlich auch Spaß machen.

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  2. Gute Idee aber vielleicht solltest du einfach mal mit 1000€ anfangen und gucken wie es läuft. Demotrading kann man nur schwer mit realem Trading vergleichen. Die Emotionen machen einem ein Strich durch die Rechnung.
    Viel Erfolg
    n3r

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    • Ja, das stimmt, mit Spielgeld handelt es sich sicher anders als mit echtem Cash. Das wäre dann der nächste Schritt, nachdem ich mich mit Spielgeld erstmal mit den Grundlagen vertraut gemacht habe.

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  3. Plus500 ist (für Anänger / Livetrader mit wenig Guthaben) nicht unbedingt zu empfehlen. Erstens ist das ein Dealing Desk, zweitens ist der Hebel extrem hoch und nicht gut einstellbar.

    Versuch mal ayondo. Ist zwar auch ein Dealing Desk, aber dafür gibt es viele Produkte (minis), die für 1€ pro Pip möglich…

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